September 2015
Finstere Wolken hängen über dem einstigen Reich der Untoten. Gehüllt in einen herbstlichen Schleier, zieht der Wind durch das verwitterte Gebäude und es klingt fast wie eine Symphonie des Grauens. Von Blutsaugenden Vampiren wird man hier allerdings nicht mehr empfangen. In der Luft liegt ein leicht verkohlter Geruch, ein Brand hat einst dafür gesorgt, dass selbst Fledermäuse sich nicht mehr hierher verirren.
Der einstige Besitzer, der sich selbst trotz fehlender Blutsverwandtschaft als Nachfahre Draculas bezeichnete, nutzte die Schauergeschichten des blutsaugenden Vampirs zu Image und Vermarktungszwecken um sein riesiges Anwesen zu finanzieren. Von Freiluftkonzerten und Sommerfesten bis hin zu Halloween und Walpurgisnacht Veranstaltungen nutzte er jegliche Gelegenheit dazu. Selbst über Vampir-Partys und von regelrechten Blutorgien wurde berichtet und an jeder Geschichte ist wohl auch ein wenig Wahrheit dran.
Fast zeitgleich als Bram Stoker seinen berühmten Roman des Draculas schuf, entstand dieser einstige Sommersitz eines erfolgreichen Zeitungsverlegers. Die an den Neoklassizismus angelehnte zweigeschossige Schlossvilla galt lange Zeit als Begegnungsstätte für Intellektuelle und Politiker, ehe sie wie so viele andere Schlösser nach dem Machtantritt der NSdAP gleichgeschaltet und enteignet wurde. In der Nachkriegszeit wurde es als Waisenhaus und schließlich militärisch genutzt, ehe es nach der Widervereinigung an die rechtmäßigen Nachfahren des einstigen Besitzers zurück gegeben wurde.
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