April 2015
“Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, kein Baum sieht den andern, jeder ist allein.” Hermann Hesse
Trüb war es bei meinem ersten Besuch an diesem Gebäude. Ein trüber Tag und eine trübe Stimmung. Ich erinnere mich noch sehr genau, nicht die Fotografie führte mich hierher, sondern der Besuch meines Großvaters am Krankenbett. Es sollten nur ein paar Schritte mit ihm werden, dass es die letzten werden würden wusste ich nicht. Von der nahe gelegenen Rehaklinik, der einzige Bereich der heute noch für die Genesung genutzt wird, führte uns der Weg zum Lungenheilgebäude der Männer.
Es wurde in der ersten Bauphase zwischen 1898 und 1902 mit 186 Betten errichtet. Bis ich die wunderbaren Geheimnisse des Gebäudes entdecken sollte vergingen noch ein paar Jahre, doch schon die Außenfassade faszinierte sehr. Rote Backsteine in Kombination mit Naturputz, dekoratives Holzfachwerk, riesige Terrassen mit liebevoll gestalteten Säulen, das alles passt so wunderbar in die Natur hinein, als wären die Heilstätten mit ihr verschmolzen.
Wahrnehmung und Darstellung der Tuberkulose wichen in den letzten Jahrhunderten stark von einander ab. Mittlerweile konnte in 500.000 Jahre alten Fossilen des Homo erectus Tbc nachgewiesen werden. Durch die langjährige Bedeutung fand sie auch in der Kunst ihren Platz und wurde zeitweise auch als die “romantische Krankheit” bezeichnet. Einige der Berühmtesten Dichter und Musiker verarbeiteten den schleichenden Tod in ihrem Schaffen, darunter finden sich Namen wie Molière, Kafka, Schiller, Paganini und Chopin.
Auch in die Beelitzer Heilstätten hat die Kunst eingefunden, zahlreiche Graffitis und Installationen sind zu entdecken. Im Treppenhaus der Männerlungenheilstätte befinden sich zwei der größten und schönsten Wandbilder. Es war schon sehr beeindruckend durch das verwinkelte Gebäude zu wandeln und im Treppenhaus auf diese Weise überrascht zu werden. Ein weiteres Highlight ist der große Saal mit seinem schweigenden Klavier. Bis vor einigen Jahren hing über der Bühne noch ein etwas skurril wirkendes Whitney Houston Banner, mittlerweile ist es aber verschwunden.
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