September 2015
Alle paar Jahre, vorzugsweise zu runden Gedenktagen, laufen Staatsmänner mit ernster versteinerter Miene, gekleidet in dunklen Anzügen und weißen Hemden, an den weißen Kreuzen in Douaumont entlang. Vor der Grabstätte werden großartige Reden gehalten, die mit Worten wie Hölle und Krieg beginnen und mit Freundschaft und Versöhnung enden. Am 22. September 1984 ging das Bild des händchenhaltenden Präsidenten François Mitterrand mit dem Bundeskanzler Helmut Kohl um die Welt.
Das Beinhaus von Douaumont (franz. Ossuaire de Douaumont) ist eine französische Grabstätte, die auf den Ruinen des Dorfes Douaumont errichtet wurde. Es war das Epizentrum der Schlacht um Verdun im ersten Weltkrieg, in der in weniger als zehn Monaten 700.000 Soldaten ihr Leben verloren. Auf dem Friedhof vor dem Beinhaus stehen heute 16.142 weiße Kreuze von identifizierten namentlich genannten französischen Gefallenen. Auf jedem der Grabplatten steht „Mort pour la France“ – Gestorben für Frankreich.
Im inneren des Beinhauses liegen in der Knochenkammer die sterblichen Überreste 130.000 weiterer nicht identifizierbarer Soldaten, die durch Fensterscheiben auf der Rückseite des Gebäudes einsehbar sind. Das Gebäude wurde nach zwölf Jahren Bauzeit 1932 eröffnet. Im inneren des 137m langen Gebäudes befinden sich in 46 Seitenkammern weitere Grabstätten für unbekannte Soldaten sowie eine kleine Kapelle. Der besteigbare Turm der Toten (franz. Tour de morts) ist 46m hoch und enthält eine zwei Tonnen schwere Glocke.
Für das Aussehen des Gebäudes gibt es zwei verschiedene Interpretationen, zum einen soll es eine Granate darstellen, die Kreuze auf dem Gebäude sollen dabei als Zeichen des Friedens gelten. Ich schließe mich jedoch eher der zweiten Interpretation an, dass es ein in die Erde gerammtes Schwert darstellt, von dem nur der Griff emporragt. Ein Schwert, dessen Klinge für immer im Boden verborgen bleibt und nie mehr erhoben wird.