Flugplatz Rangsdorf

Reichssportflughafen und Standort der Bücker Flugzeugwerke

September 2012

Am 30. Juli 1936, dem Vorabend der Olympischen Spiele von Berlin, wurde der nach Plänen von Prof. Dr.- Ing. Ernst Sagebiel entworfene Reichssportflughafen Rangsdorf offiziell eröffnet. Bereits 1935 wurde im Reichsluftfahrtministerium (RLM) der Bau eines Land- und Wasserflughafens entschieden, ein Haus für den Aero-Club von Deutschland zu erbauen und eine Reichsschule für Motorflug (RfM) mit Flugzeughallen und Flugwerk zu errichten. Zur Eröffnung waren zahlreiche Sportflieger aus ganz Europa eingetroffen und es fand der “Internationale Kunstflugwettbewerb um den Preis der Nation” statt.

Bereits im Herbst 1935 war die von Carl Clemens Bücker gegründete Bücker-Flugzeugbau GmbH von Berlin-Johannisthal
in das neuerbaute Werk nach Rangsdorf umgezogen. Hier wurde der bereits begonnene Serienbau der Schul- und Sportflugzeuge Bü 131 “Jungmann” und später Bü 133 “Jungmeister” fortgesetzt. In den folgenden Jahren wurde Rangsdorf und der Flughafen weltbekannt. Neben zahlreichen Flugsportveranstaltungen mit ausländischer Beteiligung war die Sportfliegerschule auch die einzige in Deutschland die Ausländer ausbildete. Aber auch die Bücker Sportflugzeuge, vor allem der Doppeldecker „Jungmeister“ der als das beste Kunstflugzeug der Welt bezeichnet wurde, trugen einen großen Anteil zu dessen Ruf bei. Ständige dem Fliegen verbundene Gäste in Rangsdorf waren Heinz Rühmann (Schauspieler) und Ernst Udet (Jagdflieger WK I, Kunstflieger) die beide ihre Flugzeuge hier stationiert hatten, sowie Beate Uhse, die hier das Fliegen lernte und später als Pilotin angestellt war.

Zu Beginn des zweiten Weltkrieges übernahm der Flugplatz neben der Nutzung als Fliegerhorst der Luftwaffe
auch für kurze Zeit die Funktion des Berlin-Tempelhofer Verkehrsflughafen. Während des Krieges waren vor allem Schul- Kurier- und Transportflugzeuge stationiert. Im späteren Verlauf wurde der Flugplatz aber auch für Geheimaufträge mit Beuteflugzeugen genutzt. Am 20. April 1945 stellte das Bücker Werk seine Produktion ein um am 22. April von der Roten Armee kampflos eingenommen zu werden. Diese besetzten den Flughafen bis 1994 durch eine Instandsetzungseinheit der sowjetischen Luftwaffe für Flugzeuge und Motoren und später auch für Hubschrauber vom Typ Mi-1, Mi-2, Mi-8. Ab 1956 war auch ein Nachrichtenregiment der 16. Luftarmee der WGT stationiert.

Seitdem Abzug wurden viele der Gebäude abgerissen. Der Rest des Flugplatzes (Tower, Flugzeughallen) verfällt und darf nicht betreten werden, da es kein genehmigtes Nutzungskonzept für das Gelände gibt.

Trivia

„925 Gramm Plastik-Sprengstoff für ein neues Deutschland“

Mit Beginn der „Operation Walküre“ fliegt Oberst Carl Schenk von Stauffenberg um 08:00 Uhr vom Rangsdorfer Flugplatz ins 560 Kilometer entfernte Rastenburg und fährt zur Wolfsschanze.

Dort platziert er während der Lagebesprechung die in einer Aktentasche gelegte Bombe und verlässt um 12:37 Uhr unter einem Vorwand den Raum. Um 12:42 Uhr explodiert diese, Hitler jedoch überlebt nahezu unverletzt durch den massiv schützenden Eichentisch. In den 5min in denen Stauffenberg abwesend ist hatte jemand die Tasche auf die andere Seite des Tisches gestellt, da sie Hitler beim Karten betrachten störte.

Mit der Vermutung Hitler sei tot fliegt Stauffenberg zurück nach Rangsdorf / Berlin um Operation Walküre auszulösen und den Regierungssturz weiter fortzuführen. Da einige Mitbeteiligte nach Nachrichten des fehlgeschlagenen Attentats zögern, läuft der Putsch aber sehr schleppend vor ran und scheitert letztendlich mit der Verhaftung Stauffenbergs und seiner Mitstreiter die kurz nach Mitternacht durch ein Exekutionskommando hingerichtet werden.

In Gedenken an Stauffenberg gibt es auf Initiative der Seeschule in Rangsdorf ein Denkmal sowie die Stauffenbergallee.