Juli 2016
Lange Flure, kalte Räume, weiße Fliesen, alles Besenrein, es fehlen nur die Betten und ein paar Menschen, schon wäre diese Kälte, diese Isolation in diesem Hause nicht mehr zu spüren. Doch das Antibiotikum hilft heute zuverlässig bei Lungenerkrankungen, noch und so ist eine idyllische Umgebung mit frischer Luft zur Genesung nicht nötig. So steht diese riesige ehemalige Lungenheilstätte bereits seit Jahren ungenutzt leer, wie so viele Heilstätten. Als im ausklingenden 19. Jahrhundert bereits viele Heilstätten in den südlichen Höhenlagen errichtet waren, erbaute man nun auch im waldreichen Flachland die ersten Kurstätten.
Die naheliegende Großstadt schenkte das Bauland, die Landesversicherungsanstalt das benötigte Kleingeld und so konnten nach etwas über einem Jahr Bauzeit bereits die ersten Patienten in Behandlung gehen. Dazu kam in den folgenden Jahren ein Röntgenhaus, diverse Wohnhäuser für die Belegschaft, Gewächshäuser und ein Friedhof. Zeitweise zählte das Klinikum zu den größten Heilstätten zur Behandlung der Tuberkulose. Doch die rasante Entwicklung im Gesundheitssektor hatte auch den Austausch der Abteilungen zur Folge. So überstand die Klinik noch einige Jahre mit dem Fokus auf Rehabilitation, musste dann aber letztlich doch geschlossen werden.
Heute, nach Jahren des Leerstandes und zahlreichen nie umgesetzten Plänen sowie fehlenden Investitionen beginnt langsam der Verfall einzusetzen. Betrachtet man die Geschichte vieler anderer Heilstätten, so lässt sich erahnen in welche Richtung es gehen könnte und das Krankenhaussterben nimmt somit kein Ende. Es ist schon ein sehr mulmiges Gefühl in diesen Gängen, in denen einmal so viel Leben war umherzustreifen. Nach einigen Bildern und Zeit verlassen wir dieses riesige Gebäude wieder, diese Isolation, diese Kälte.
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