“Die Station ist ein Symbol für den lautlosen Kalten Krieg” Helmut Trotnow
März 2013 I September 2016
Überreste der „Welthauptstadt Germania“, der Ost-West Teilung und des Kalten Krieges findet man heute noch an vielen Ecken in Berlin und wer sich ein wenig für Geschichte interessiert dem fällt auch in diesem Zusammenhang der Teufelsberg ein. Nicht nur durch den Geschichtlichen Hintergrund, sondern auch weil er aus weiter Ferne sichtbar ist. 1937 hatten die Nationalsozialisten dort als ersten Teil einer großen Hochschulstadt mit dem Bau der Wehrtechnischen Fakultät begonnen. Geplant war ein gigantisches Auditorium Maximum (größter Hörsaal einer Hochschule) was an den Athener Parthenon Tempel angelehnt war. Über den Rohbau kam das Projekt aber nicht hinaus und wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt und als Baumaterial genutzt.
Ab den 50er Jahren wurde das Gelände für die Ablagerung von Trümmerschutt genutzt, bis 1972 waren es etwa 26 Millionen Kubikmeter. Das entspricht etwa einem Drittel aller in Berlin zerbombten Häuser bzw. 15.000 Gebäuden. So entstand der heutige Teufelsberg der auch gleichzeitig die höchste Erhebung in Berlin ist. Nachdem man den Trümmerberg der Landschaft angepasst hatte wurde er als Freizeitgelände genutzt. Doch neben der Nutzung für Winteraktivitäten erkannten auch die Alliierten Besatzer die Standortvorteile des Trümmerberges für eine Nutzung als Abhöranlage. Anfangs noch mit mobilen Installationen zur Luftüberwachung genutzt, entstanden wenig später die noch heute sichtbaren fünf Antennenkuppeln. Genutzt wurde die Abhöranlage größtenteils für das weltweite Spionagenetzwerk „ECHELON“ durch die National Security Agency (NSA).
Nach der Wiedervereinigung zogen die Besatzer inklusive der Einrichtung ab. Bis 1999 wurde das Gelände aber noch zur zivilen Luftüberwachung genutzt. Ein Investor plante kurz danach ein Hotel mit Tagungszentrum und exklusiven Wohnungen zu errichten. Umweltschützer stellten sich allerdings solange quer bis der Investor Insolvenz anmelden musste. Heute sollte hier eigentlich eine „vadische Friedensuniversität“ mit 12 Stockwerken stehen. Stattdessen stand ich hier bei eisig windigen und noch winterlichen März-Temperaturen mit einigen Mitgliedern des Hidden-Places Forum für eine ausführliche Begehung. 2008 hatte die Maharishi-Stiftung mit der Finanziellen Beteiligung des Filmregisseurs David Lynch neben einer Universität für etwa 1000 Studenten einen 50m hohen „Turm der Unbesiegbarkeit“ auf dem Gelände geplant. Da dieses aber bereits als Waldgebiet umklassifiziert wurde stand es nicht mehr als Bauland zur Verfügung.
Im letzten Jahr gab es Planungen für die „Art-Base-2012“, ein Festival für Street-Art-Künstler. Aus Sicherheitsgründen konnte bis heute jedoch keine öffentliche Genehmigung ausgegeben werden. So schlummert dort wohl eine der größten Kunst Galerien vor sich hin. Bei offiziellen Führungen an Wochenenden kann diese allerdings besichtigt werden. * Berlin Sightout *